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Vedanta Writings

Tea & Talk – Hinduismus

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MIT REFERENT:INNEN DER WELTRELIGIONEN

Mittwoch, 26.06.2024,
18.30 – 20.30 Uhr

VERANSTALTUNGSORT:
Volkskundemuseum am Paulustor
Paulustorgasse 11-13a
8010 Graz

Unten finden Sie den Text zu meiner Rede über das Friedenspotential des Hinduismus.

Ich komme aus Bangalore, Sudindien, und meine Eltern kommen aus unterschiedlichen Bundesländern in Sudindien. Mein Vater aus Karnataka spricht Kannada. Meine Mutter aus Tamil Nadu spricht Tamil. Ich bin mit diesen zwei Sprachen mit unterschiedlichen Schriftarten aufgewachsen. In der Schule habe ich Hindi, Sanskrit und Englisch gelernt. Meine Freunde waren auch von anderen Bundesländern und haben andere Muttersprachen gehabt. Wie unterschiedlich wir aufgewachsen sind, hat sich auch gezeigt, als wir zu Mittag unsere Lunchboxen ausgepackt haben. Der Punjabi hat Naan-Brot gegessen, der Freund aus Maharashtra aß Chapati und ich war als Süd-Inder ein typischer Reisesser. Von unserem Freundeskreis von 8 Personen waren nur zwei von uns Vegetarier. Wir waren alle Inder, sogar Hindus und haben das Mantra „Einheit in der Vielfalt” gelebt. Zuhause war ich derjenige, der zu Saraswati, die Göttin der Kunst gebetet hat. Meine Mama hat den Baby Krishna als Gott verehrt. Mein Vater hat den Elefant-Gott Ganesha sehr lieb. Die Hindus haben Zigtausende Götter und Göttinnen, sie alle dienen als Vertreter der einen höchsten Wahrheit.

Wie die Rigvedische Hymne 1.164.46 sagt –

एकं॒ सद्विप्रा॑ बहु॒धा व॑दन्ति |

Ekam Sad Vipra Bahuda Vadanti.

Die Wahrheit ist Eins, aber die Weisen (oder Gelehrten) beschreiben sie auf viele Arten.

Es gibt auch einen berühmten Vers von Mahabharata 13.135.142 und auch als Subashita(epigrammatischer Vers)  Teil des täglichen Sonnenaufgang/Untergang Gebet gechantet wird-

आकाशात् पतितं तोयं यथा गच्छति सागरम् ।
सर्वदेवनमस्कारं केशवं प्रतिगच्छति ॥

ākāśāt patitaṃ toyaṃ yathā gacchati sāgaram ।
sarvadevanamaskāraṃ keśavaṃ pratigacchati ॥

So wie das Wasser, das als Regen vom Himmel fällt, schließlich den Ozean erreicht, so gelangt die Anbetung jedes göttlichen Aspekts letztlich zum Höchsten Sein.

Wie kann Hinduismus so eine Weltanschauung verwirklichen? Durch universelles Dharma/ Ethikkodex. Der andere Name für Hinduismus ist Sanatana Dharma, das ewige Prinzip, die hinduistische Lebensweise. Hier ist ein Vers eines beliebten Ethikkodex, Manusmriti –

अहिंसा सत्यमस्तेयं शौचमिन्द्रियनिग्रहः ।
एतं सामासिकं धर्मं चातुर्वर्ण्येऽब्रवीन्मनुः ॥ १०.६३ ॥

ahiṃsā satyamasteyaṃ śaucamindriyanigrahaḥ |
etaṃ sāmāsikaṃ dharmaṃ cāturvarṇye’bravīnmanuḥ || 10.63 ||

Nicht-Verletzen, Wahrhaftigkeit, Enthaltung von unrechtmäßiger Aneignung, Reinheit und Kontrolle der Sinnesorgane – dies hat Manu als Zusammenfassung der Lebensregeln für alle Menschen erklärt.

Jeder Mensch egal ob Hindu oder nicht, soll als Teil seiner Persönlichkeitsentwicklung, diese universellen Werte anstreben.

Im Jahr 1893 bei dem Weltparlament der Religionen hat Swami Vivekananda den Hinduismus als eine Weltreligion präsentiert, die allen Menschen offensteht. Hier ist ein Ausschnitt seiner Rede

Ich bin stolz zu einer Religion zu gehören, welche die Welt Toleranz und universale Akzeptanz gelehrt hat. Wir glauben nicht nur an die universale Toleranz, sondern wir nehmen auch an, dass alle Religionen wahr sind. Ich bin stolz, einer Nation anzugehören, die den Verfolgten und Flüchtlingen aller Religionen und aller Nationen der Erde Unterschlupf gewährt hat. Ich bin stolz, Ihnen sagen zu können, dass wir in unserer Mitte die reinsten Überreste der Israeliten versammelt haben, die in dem Jahr, in dem ihr heiliger Tempel durch die römische Tyrannei in Stücke gerissen wurde, nach Südindien kamen und bei uns Zuflucht suchten. Ich bin stolz, der Religion anzugehören, die den Überresten der großen zoroastrischen Nation Unterschlupf gewährt hat und sie noch immer fördert.

Mittlerweile ist Yoga der Vertreter des Hinduismus/ Sanatana Dharma. Ich habe immer wieder gescherzt, dass es so viele Yogastudios in Graz, wie Apotheken gibt. Jede der zu einer traditionellen Yogastunde hingeht, hört ein Gebet zum Schluss –

सर्वे भवन्तु सुखिनः सर्वे सन्तु निरामयाः।

सर्वे भद्राणि पश्यन्तु मा कश्चिद्दुःखभाग् भवेत्।।

sarve bhavantu sukhinaḥ sarve santu nirāmayāḥ|

sarve bhadrāṇi paśyantu mā kaścidduḥkhabhāg bhavet||

Mögen alle glücklich sein. Mögen alle frei von Krankheit sein. Mögen alle Gutes sehen. Möge niemand leiden.

Mit diesem wunderschönen, friedvollen Gebet beende ich diese Rede.

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